Josephine Schwebler

Josephine Schwebler, wie wird man Accessible Document Specialist?

Markus Erle
geschrieben von
Markus Erle
veröffentlicht

Josephine Schwebler, Accessibility Consultant im Kompetenzzentrum Barrierefreiheit und Software-Ergonomie bei T-Systems MMS, IAAP ADS, IAAP CPACC, ist die erste Absolventin des ADS-Zertifikats für Accessible Documents Specialists in Deutschland. Wir haben Sie befragt, was einen Document Accessibility Specialist ausmacht. 

Du bist schon lange im Bereich Dokument-Barrierefreiheit tätig - wie war dein Zugang zu diesem Thema und wie hast du dir dieses Wissen angeeignet?

2010 habe ich mich das erste Mal mit den Grundlagen von barrierefreien Dokumenten befasst. Damals habe ich für einen Kunden Word-Vorlagen für Veröffentlichungen auf deren Website erstellt. Da war mir auch schon bewusst, dass leider viele Menschen die Desktop-Publishing-Programme wie Word nicht in ihrem vollen Umfang nutzen. Dadurch können dann oft keine barrierefreien Dokumente erstellt werden.

Mein erstes Wissen zur Dokument-Barrierefreiheit wurde mir von Kolleginnen vermittelt. Diese hatten zuvor eine Schulung zur Erstellung barrierefreier Dokumente besucht.

Im weiteren Verlauf habe ich mich dann selbst viel mit den Anforderungen der BITV (ab 2011: BITV 2.0), der WCAG 2.1 sowie später dem PDF/UA-Standard und der EN 301 549 beschäftigt.

Die meisten Informationen finde ich auf englischsprachigen Websites, Blogs, Foren und Tutorials sowie auf Fachkonferenzen oder Online-Seminaren.
 

Du bist unseres Wissens die allererste Expertin im deutschsprachigen Raum, die das ADS-Zertifikat der IAAP für Experten im Bereich Dokument-Barrierefreiheit erworben hat. Wie kam es zu der Entscheidung?

In 2019 arbeitete ich bereits seit mehreren Jahren als Beraterin mit Schwerpunkt digitale Barrierefreiheit (Websites, Dokumente). Ich war schon seit längerem auf der Suche nach einer Personen-Zertifizierung in diesem Bereich.

Für 2020 hatte ich mir vorgenommen, die IAAP-Zertifizierung zum CPACC (Certified Professional in Accessibility Core Competencies) zu machen. Dann las ich einem IAAP-Newsletter, dass weltweit Personen für die Pilotphase zu einer neuen Zertifizierung im Bereich Barrierefreie Dokumente (Accessible Document Specialist) gesucht wurden.

Für die Auswahl der Kandidierenden der Pilotphase mussten einige Angaben und Dokumente eingereicht werden, um Kenntnisse, Erfahrungen und Verständnis im Bereich Barrierefreiheit und barrierefreie Dokumente nachzuweisen. Ich fand das spannend, bewarb mich, und wurde ausgewählt. Im Dezember 2020 nahm ich an der Pilot-Prüfung teil und bestand die Zertifizierungsprüfung.

Die IAAP CPACC-Zertifizierung habe ich dann im Dezember 2021 nachgeholt.

Wie hat sich dein Leben nach dem Zertifikat verändert (außer dass du nun Vorträge dazu halten musst ;-) )?

Vorträge zu barrierefreien Dokumenten habe ich auch zuvor schon gehalten. 😊

Seit Mai 2021 arbeite ich im Kompetenzzentrum Barrierefreiheit und Software-Ergonomie bei T-Systems MMS. Dort teile ich mein Wissen zu barrierefreien Dokumenten und tausche mich mit einem großen Team an Barrierefreiheitsexpert*innen und -Tester*innen aus. Ich berate und begleite Kunden und Kundinnen dabei, nachhaltige Strategien und Prozesse für die Erstellung von barrierefreien Dokumenten zu identifizieren und umzusetzen.

Ich freue mich, mit dem Zertifikat eine Bestätigung meiner Kenntnisse erhalten zu haben. Auch von Kund*innen und Partner*innen habe ich gehört, dass das IAAP-Zertifikat zum Nachweis von Kenntnissen im Bereich Barrierefreiheit positiv wahrgenommen wird.

Josephine Schwebler, 
Accessibility Consultant im Kompetenzzentrum Barrierefreiheit und Software-Ergonomie bei T-Systems MMS, IAAP ADS, IAAP CPACC
Es ist mir wichtig zu zeigen, dass Expert*innen für barrierefreie Dokumente sowohl inhaltlich gestalterische Aspekte als auch technische Aspekte von Dokumenten kennen und einschätzen können sollten.

Wovon können Teilnehmer*innen am axes4 Day besonders bei deinem Vortrag profitieren?

In meinem Vortrag wird es darum gehen, für welche Rollen das IAAP ADS-Zertifikat interessant ist, und welche Kenntnisse dafür notwendig sind.

Es ist mir wichtig zu zeigen, dass Expert*innen für barrierefreie Dokumente sowohl inhaltlich gestalterische Aspekte als auch technische Aspekte von Dokumenten kennen und einschätzen können sollten.

In der Beratung geht es oft darum, wie die Erstellenden von Inhalten ihre Inhalte dabei so konzipieren, strukturieren und gestalten, dass sie möglichst alle Nutzungsgruppen damit erreichen können.  

In der Erstellung von barrierefreien Dokumenten hingegen ist es wichtig, auch technische Kniffe sowie die Limitierungen von unterschiedlichen Erstellungsprogrammen, PDF-Dokumenten und natürlich das Zusammenspiel dieser mit assistiven Technologien zu kennen.   

Die wichtigsten Infos zum axes4 Day 2022 auf einen Blick

  • axes4 Day - Ihre Wissenstankstelle für Neuigkeiten und Best Practices rund um PDF-Barrierefreiheit
  • Am 14. September 2022 in Berlin, Novotel Tiergarten
  • Findet als Post-Conference-Tag zu den PDF Days Europe 2022 statt
  • Komplette Agenda
  • Tickets können auch separat ohne eine Teilnahme an der PDF Days gebucht werden
  • Teilnahme ist In Person oder online möglich

Das könnte dich auch interessieren

Kurz & gut: Was ist Intersektionalität?

Wieder einmal ein Begriff, der immer wieder in Diskussionen rund um Barrierefreiheit fällt und viele Fragezeichen…

Artikel lesen

Bühne frei für - die „Fundamentals“ der PDF-Barrierefreiheit

Auf dem Blog wurden alle "Fundamentals der PDF-Barrierefreiheit" detailliert erklärt. Hier gibt es eine…

Artikel lesen