Illustration von zwei Sprechblasen. Text: Einfache oder Leichte Sprache. Internationaler Tag der Leichten Sprache, 28. Mai

Einfache oder Leichte Sprache?

Rahel Pfeffinger
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Rahel Pfeffinger
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Was ist der Unterschied zwischen Einfacher und Leichter Sprache? Welche Regeln gibt es?

Am 28. Mai ist der Internationale Tag der Leichten Sprache. Dieser Tag soll darauf aufmerksam machen, wie wichtig verständliche Informationen für alle Menschen sind – insbesondere für Menschen mit eingeschränkten Sprachkenntnissen. Denn auch 2025 gilt nach wie vor: Viele Informationen sind so kompliziert formuliert, dass viele Menschen sie nicht verstehen können. Ein wirksamer Ansatz, um das zu ändern, ist die Nutzung von Einfacher Sprache und Leichter Sprache. Aber worin liegt eigentlich der Unterschied?

Ein schwer verständlicher Alltag

Kennst Du das? Du liest einen offiziellen Brief oder musst zum Beispiel Deine Steuererklärung machen, aber stolperst ständig über komplizierte Fachbegriffe und verschachtelte Sätze. Damit bist Du nicht allein:

In der Regel nutzen Behörden in Deutschland das Sprachniveau C1 für ihre Texte. Wie die Abbildung „Verteilung Sprachniveaus in der Bevölkerung“ aus 2011 zeigt, besitzen lediglich 7 % der Menschen in unserer Gesellschaft genug Sprachkenntnisse, um dieses fortgeschrittene Sprachniveau auf Deutsch zu verstehen. Um dieses Verständnisproblem zu beheben, wird Einfache und Leichte Sprache eingesetzt. Sie sind vereinfachte Sprachformen der deutschen Sprache und ermöglichen, dass Inhalte für alle Menschen verständlich gestaltet sind.

Säulendiagramm: Verteilung des Sprachniveaus in der Bevölkerung. X-Achse: Sprachniveaus. Das Kompetenzniveau der deutschen Bevölkerung liegt vor allem bei B1 und B2. Das Sprachniveau der Behörden und Firmeninformation liegt hauptsächlich bei C1.
Bildquelle: Conceptera 2011

Einfache Sprache

Laut der Abbildung besitzen die meisten Menschen in Deutschland Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1. Um einen Text für diese Menschen verständlich zu schreiben, empfiehlt sich Einfache Sprache. Diese gibt es in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die in der Regel das Sprachniveau von A2 bis B2 abdecken.

Für Einfache Sprache gibt es seit 2024 allgemeingültige Maßstäbe, die zum Beispiel in der Norm "Einfache Sprache – Teil 1: Grundsätze und Leitlinien" (DIN ISO 24495-1:2024-03) festgehalten sind.

Tipps, wie Du Deine Texte in Einfacher Sprache schreibst

  • Gliedere Deinen Text sinnvoll
  • Verzichte auf Fremdwörter oder Fachbegriffe, indem Du sie umschreibst
  • Nutze für jeden neuen Gedanken auch einen neuen Satz
  • Schreibe kurze Sätze mit höchstens einem Komma
  • Nutze Bindestriche bei langen Wörtern (z.B. Dokument-Barrierefreiheit)

Leichte Sprache

Leichte Sprache vereinfacht den Text noch weiter und macht ihn so verständlich wie möglich, damit ihn z.B. auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen verstehen können. Damit leistet Leichte Sprache einen wichtigen Beitrag, um Menschen den Zugang zu Informationen zu ermöglichen und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern.

Um den Anforderungen des Sprachniveaus A1 und A2 gerecht zu werden, gibt es für Leichte Sprache feste Regeln und Richtlinien, die beispielsweise im Ratgeber Leichte Sprache, der DIN SPEC 33429 oder der BITV 2.0 festgehalten sind.

Zu den Regeln für Leichte Sprache gehören unter anderem:

  • Verzichte auf Abkürzungen, Silbentrennungen am Zeilenende, Verneinungen, Fremdwörter und Fachbegriffe
  • Beginne jeden Satz in einer neuen Zeile
  • Schreibe kurze Sätze mit klarer Satzgliederung
  • Vermeide Klammern und Sonderzeichen
  • Vermeide Genitiv- und Konjunktiv-Formulierungen
  • Schreibe Zahlen in Ziffern als arabische Zahlen und nicht als römische
  • Verzichte auf hohe Zahlen und Prozent-Angaben

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