Interview mit dem PAC-Entwicklungsteam: KI für mehr Barrierefreiheit

Marcel Ludwig
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PAC ist seit über 15 Jahren das Standardtool zur Prüfung barrierefreier PDFs. Mit PAC 2026 kommt erstmals künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel und sorgt für Unterstützung bei der manuellen Prüfung. Im Interview erklärt Marc Eichenberger, Senior Software Developer bei axes4, was hinter den neuen Funktionen steckt.

Teste es selbst!

Erlebe, wie Dich die künstliche Intelligenz bei der Barrierefreiheitsprüfung unterstützt.

Wie lange arbeitest Du schon an PAC und was ist Deine Rolle im Entwicklungsteam?

PAC ist das erste Produkt, das aus der Küche von axes4 kommt: Bereits im März 2010 wurde die erste Version veröffentlicht, lange vor der Gründung der Firma. Viele Leute waren in diesen 15 Jahren an seiner Entwicklung beteiligt.

Ich selbst fokussiere mich auf die KI-Entwicklung innerhalb von axes4 und beschäftige mich in diesem Zusammenhang seit Anfang diesen Jahres mit PAC.

Kannst Du kurz erklären, was PAC eigentlich macht und warum es für Barrierefreiheit so wichtig ist?

Um zu überprüfen, ob ein PDF barrierefrei ist, gibt es das so genannte Matterhorn-Protokoll. Es definiert 87 Tests, die eine Software durchführen kann sowie weitere 47 Tests, die menschliches Urteilsvermögen erfordern.

PAC prüft ein PDF darauf, ob die 87 Software-basierten Kriterien bestanden werden – als einfaches Beispiel: ob eine Dokumentsprache gesetzt ist, damit ein Screenreader weiß, in welcher Sprache er den PDF-Text vorlesen soll.

PAC gilt als Standardtool für die Prüfung barrierefreier PDFs. Was, glaubst Du, macht den Erfolg des Tools aus?

Ich sehe dafür vier Gründe: die frühe Veröffentlichung, die kostenlose Bereitstellung, die ständige Weiterentwicklung sowie die einfache Bedienung.

Welche neuen Funktionen bringt PAC 2026 mit?

Ich hatte erwähnt, dass es neben den 87 Software-basierten Kriterien weitere 47 Tests gibt, die menschliches Urteilsvermögen benötigen. KI ist geeignet, um letzteres zu simulieren. PAC 2026 enthält also neue Tests, welche die User mit KI bei einigen der „menschlichen“ Prüfpunkten unterstützen.

Wie kam es zur Idee, künstliche Intelligenz in PAC einzubauen?

PDF-Barrierefreiheit ist eine weit verbreitete Anforderung, zum Beispiel an Werbeagenturen, die im Auftrag eines Unternehmens einen Flyer produzieren. Dort arbeiten keine Expert:innen für Barrierefreiheit. Ein grüner Haken in PAC reicht ihnen bereits als Ausweis – was aber leider aus den genannten Gründen nicht stimmt.

Dieses Problem ist uns schon lange bekannt; KI gibt uns ein Mittel in die Hand, um die User besser zu unterstützen und die Barrierefreiheit insgesamt zu verbessern.

In welchen Fällen erkennt die KI Fehler, die PAC bislang nicht erkennen konnte?

Vorausgeschickt: Wir Entwickler:innen sind die letzten, die KI als Allheilmittel sehen. Gerade wenn man sich intensiv mit dieser Technik beschäftigt, werden einem ihre Grenzen besonders bewusst.

Dennoch kann sie hilfreich sein, ich nenne dafür ein einfaches Beispiel: ungeübte User erstellen in Word Überschriften mit lokaler größerer Schrift, statt die Überschriftenvorlagen von Word zu verwenden. Das ist nicht barrierefrei, aber für die Standardprüfungen gemäß dem Matterhorn-Protokoll nicht zu erkennen – für die KI hingegen schon.

Wie weiß die KI, was ein Absatz, eine Überschrift oder eine Tabelle ist?

Wir haben der KI anhand hunderttausender Seiten von barrierefreien PDF-Dokumenten „beigebracht“, was wir Menschen auch wahrnehmen: Dass eine Überschrift größer ist als der Standardtext, oder dass sie mehr Abstand hat usw.

Wie und mit welchen Daten wurde die KI trainiert?

Als Firma, die seit Jahren in diesem Gebiet spezialisiert ist, haben wir einen großen Bestand von barrierefreien, hoch qualitativ getaggten Dokumenten. Wir konnten von diese Erfahrung und diesen „Schatz“ für das Training einsetzen.

Was bedeutet die Förderung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) für die Weiterentwicklung von PAC?

Ich möchte vorausschicken, dass die KI-Entwicklung nicht vom BMAS gefördert wird.

Die Förderung ist wichtig, weil sie zwei wichtige Weiterentwicklungen ermöglicht, die wir aus eigener Kraft nicht stemmen könnten – da wir ja PAC völlig kostenlos anbieten: PAC plattformübergreifend für Windows und Mac anzubieten sowie PAC selbst barrierefrei zu machen.

Was sind die nächsten Schritte in der Entwicklung von PAC?

Wir haben die technische Basis für die Oberfläche umgestellt, damit PAC auch auf dem Mac funktioniert. Die nächsten Schritte sind zunächst die Fertigstellung des neuen User Interfaces. Wir möchten PAC 2026 am axes4 Day am 19. März 2026 präsentieren, zumindest in einer Vorschauversion. Die Veröffentlichung erfolgt in der ersten Jahreshälfte 2026.

Wenn du PAC in einem Satz beschreiben müsstest, was würdest du sagen, macht es besonders?

Die Einfachheit, die große Funktionalität sowie die Tatsache, dass wir das Produkt und den Support kostenlos anbieten, um einen Beitrag für die Community zu leisten.

Lerne PAC sicher anzuwenden

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